Psychosomatik

Psychosomatik - Wo die Zunge nicht spricht, spricht der Körper

Wussten Sie, dass allein durch ein Foto von Gräsern oder Katzenhaaren bei Betroffenen ein allergischer Schub ausgelöst werden kann? Nein? Testen wir!

Stellen Sie sich jetzt einmal diese saure, saftige Zitrone vor. Sie beißen herzhaft hinein, und Zitronensaft füllt langsam Ihren Mund …

Stimmt’s, Sie haben das Gesicht verzogen? Spucke im Mund? Das ist Psychosomatik. Ihr Körper hat reagiert, nur wegen eines Bildes im Ihrem Kopf. So etwas geschieht täglich, z.B. bei Prüfungsangst. Hier wird die vorgestellte Prüfungssituation zur „Zitrone“ und erzeugt Herzklopfen oder Bauchschmerzen. Unserem Gehirn ist es tatsächlich egal, ob etwas wirklich stattfindet oder ob wir die Situation nur als Kopfkino in uns tragen. Innere Bilder wirken zeitunabhängig und können daher dieselben körperlichen Reaktionen erzeugen wie real Erlebtes. Es gibt psychogene Herzbeschwerden, psychogene Erblindung, psychogene Unfälle. Die gute Nachricht ist: Sie können etwas tun.

Psyche (griech.) = Seele, Soma = Körper. Seele und Körper stehen in Wechselwirkung miteinander, und das drückt unsere Sprache aus: Man zerbricht sich den Kopf, hat die
Nase voll oder einen „Hals“. Man willigt zähneknirschend ein, buckelt oder wird ausgehebelt. Der Schlag in die Magengrube und die Laus, die über die Leber läuft. Man hat
Schiss, bricht etwas übers Knie oder möchte aus der Haut fahren. „Krankheit“ kommt von Kränkung, und wo die Zunge nicht spricht, spricht der Körper.

Ist das nicht spannend?

Auch positiv: Sind Sie schon einmal krank geworden, wenn Sie glücklich waren und diese Schmetterlinge im Bauch hatten? Beispiel Herzbeschwerden. Sie suchen zunächst eine kardiologische Praxis auf, werden gefragt, was Sie haben, und erfahren etwas über Herzrhythmus und Blutdruck. Sie erhalten die Diagnose „Idiopathische dilatative Kardiomyopathie“ (Erkrankung des Herzmuskels bei nicht definierbarer Ursache) und Medikamente. Die Ursache Ihrer Beschwerden ist allerdings weder geklärt noch beseitigt, und es ist möglich, dass eine Symptomverschiebung stattfindet, sich Ihr Körper also später woanders meldet.

Psychosomatik Zitronenbeispiel

Ein Symptom will Sie ja nicht ärgern, sondern hat immer die Funktion einer Warnlampe. „Nicht definierbar“ führt Sie daher in eine psychotherapeutische Praxis. Man fragt Sie nach der ärztlichen Diagnose und danach, was Ihnen im Leben fehlt. Brauchen Sie eine Pause, müssen Sie Ihr Umfeld oder Ihr Verhalten wechseln? Sie erfahren etwas über tiefliegende Gefühle, Ängste (= Herzensangelegenheiten) und störende Verhaltensmuster. Sie verlassen die Praxis mit der Diagnose „Psycho-vegetatives Erschöpfungssyndrom“ und lernen, wie Sie diesem durch Verhalten entgegenwirken und damit Ihr Herz entlasten können. Das Ihrer Symptomatik zugrunde liegende Bild („Zitrone“) wird im Therapieverlauf aufgedeckt und gelöst, woraufhin die innerseelische Konfliktspannung verschwindet.